8.6. Anreise nach Rotterdam
Um 2:30 Uhr erwacht mein Wecker, und somit auch ich, um 3:00 Uhr die Zylinder der AfricaTwin zum Leben. Endlos scheinende 760 Autobahnkilometer liegen vor mir. Das Wetter ist gut, trocken und nicht zu warm. Nach diversen Pausen erreiche ich schließlich den Europort bei Rotterdam. Beim warten auf die Eincheckprozedur werden schon die ersten Benzingespräche geführt. Endlich ist die Kabine bezogen und das erste Pint IPA ist bestellt und getrunken. Alt werde ich heute Abend nicht mehr.
9.6. 1. Tourentag – Von Hull in den Windermere Nationalpark
Die Überfahrt mit der Pride of Rotterdam ist sehr ruhig verlaufen. Um 6:00 Uhr weckt mich eine Durchsage, dass ab jetzt Frühstück serviert wird. Gegen 6:40 Uhr betrete ich eines der „Schlachtfelder“, anders kann man das nicht bezeichnen. Es wird typisch englische, kalorienarme, Kost verabreicht. Gegen 8:00 Uhr können wir wieder zu unseren Motorrädern. Ich schätze mal, dass ca. 100 Maschinen auf die Fahrerinnen und Fahrer warten.
Über York, eine sehenswerte Stadt, erreiche ich den Campingplatz Park Cliffe, oberhalb vom Lake Windermere.
Morgen geht’s durch den Lake Distrikt Richtung Südschottland.
10.6. Windermere – Südschottland
In der Nacht hat es etwas geregnet, aber der Morgen ist sonnig und so kann ich das Zelt fast trocken einpacken. Über den Kirkstone Pass geht es Richtung Honister Pass. Kurz vor der Passhöhe muss ich stoppen, den der Notarzt ist im Einsatz. Eine Rennradfahrerin ist schwer gestürzt und bald stellen sich noch ein Krankenwagen, die Polizei, die Bergrettung und ein Rettungshubschrauber ein. Letzterer kann allerdings nicht landen, weil das Gelände ungeeignet ist. Nach über 1 Stunde ist die Verunfallte dann endlich im Krankenwagen und die Straße wieder frei.
Weiter geht es Richtung Norden. In Gretna Green überquere ich die „Grenze“ nach Schottland und fahre, über urige kleine Straßen, runter zur Küste.
Auf einem versteckten Campingplatz finde ich Quartier für die Nacht.
11.6. Über den Süden Richtung Norden
Sonne erwärmt das Zelt gegen 6:30 Uhr Ortszeit. Ich lasse das Zelt ordentlich trocknen und baue langsam ab.
Kaffee und Brötchen beim Dorfbäcker und dann geht’s runter an die Südküste. Diese ist, im Gegensatz zum Norden Schottlands, mehr landwirtschaftlich genutzt und so begegnen mir auch auf den kleinsten Straßen entsprechende Fahrzeuge.
Ich steuere den südlichsten Punkt Schottlands an, die Mull of Galloway. Ein Leuchtturm weist den Schiffen den Weg, das Nebelhorn ist nicht mehr in Betrieb.
Eine schmale SingleTrack Road führt dahin.
Danach befahre ich die A 77 von Stranrear aus, Richtung Norden.
Morgen möchte ich auf die Isle of Arran.
Von meinem Campingplatz aus, bei Culzean Castle gelegen, kann ich diese und auch die Halbinsel Kentyre schon sehen.
12.6. Inselhopping
Ich habe eine Fährpassage von Ardrossan auf die Isle of Arran gebucht. Mittlerweile ist online verbuchen bei Calmac obligatorisch. Ich bin also früh wach, packe zusammen und verlasse um 7:10 Uhr den Campingplatz. Ca. 1 Stunde vor Abfahrt der Fähre bin ich am Terminal, verkürze mir die Zeit mit einem Kaffee und rolle schließlich entspannt auf die Isle of Arran. Die Fähre trägt den Namen der Insel.
Ziemlich genau 1 Stunde später rolle ich im Hafen von Berwick von Bord und nehme den Weg Richtung Süden. Über kleine Straßen erreiche ich ein nettes Café in der Nähe eines Leuchtturmes. Ich erhalte die Erlaubnis die Drohne steigen zu lassen und mache ein paar Aufnahmen.
Danach geht es, über eine eigentlich gesperrte SingleTrack Road zurück nach Berwick und dann legal wieder an die Westküste von Arran. In Lochranza, wo sich der Fährhafen nach Kintyre befindet, beschließe ich dieses Ziel heute noch zu erreichen. Nach 30 Minuten ist die Passage erledigt und ich fahre über eine äußerst attraktive Single Track Road zu meinem Nachtquartier, dem Campingplatz in Carradales.
13.6. Von Kentyre nach Islay
Der Wettergott zürnt. Ging es heute morgen noch gut los fing es, kurz hinter Campbeltown als ich auf dem Weg zur Mull of Kentyre war, an zu regnen. Eine sehr schöne SingleTrack Road führt dahin, leider hatte ich Nebel und konnte so gut wie nichts sehen. Im Dauerregen zur Fähre nach Islay und als ich dort ankam hatte sich das Ganze zu einem ordentlichen Sturm weiter entwickelt. Der Weg zum Campingplatz war „interessant“ der Zeltaufbau auch. Zum Glück gibt es hier einen Trockenraum…., ich liege im Zelt und hoffe dass ich nicht wegfliege.
14.6.Islay – Insel des Whisky.
Mehrere Klassiker unter den Brennereien des Wasser des Lebens haben hier ihren Sitz. Ich besuche Kilchomen, Laphroaig, Bowmore und Bruichladdich. Wenn man hier so durch die Landschaft fährt und den Wind, den Geruch von Torf, Seetang und die Kargheit erlebt, dann wird klar warum die Malts so schmecken, wie sie schmecken.
Heute gibt es den Klassiker der englischen Küche, Fish & Chips, zum ersten Mal.
Morgen geht es mit der Fähre Richtung Norden, nach Oban.
15.6.Goodbye Islay. Nach einem gehaltvollen Frühstück mache ich mich auf zur Fähre nach Port Askaig. Ich habe mich entschlossen eine kleine Runde durch die Highlands zu machen und bin deshalb Passagier auf der Route nach Oban. Die Überfahrt, mit kurzem Stop auf Colonsay, ist klasse. Ausblicke der exquisiten Art auf Jura und Mull werden geboten. Teilweise fühle ich mich an die Färöer Inseln erinnert. Von Oban aus fahre ich eine kleine SingleTrack Road, die ich noch von 2017 her kenne, Richtung Tyndrum. Dort möchte ich übernachten. Dieser Ort liegt in den Trossachs und da regnet es immer, so auch heute Abend. Aber da nur die Harten in den Garten kommen und Bikerehre nicht nur eine Floskel ist 🤪🤪🤪🤪, lets do it.
16.6. Trossachs – Jedburgh
Hatte ich schon erwähnt, dass es in den Trossachs immer regnet? Wenn nicht, es war die ganze Nacht so. Andererseits muss es ja auch einen Grund für den üppigen Pflanzenwuchs geben. Also fällt das Glen Coe, eigentlich für heute geplant aus, die Wolken hängen so tief, dass das keinen Sinn macht.
Das Regenradar verspricht, über die gesamte Breite von UK bis hinunter nach Newcastle, keine Verbesserung. Lediglich die Prognose für die kommenden Tage ist im Süden besser.
Also auf Richtung Jedburgh. Dort kenne ich den Campingplatz, an der Tanke gegenüber gibt es Pizza und Bier und auf dem Weg dahin statte ich der Roslyn Chapel wieder mal einen Besuch ab. Geregnet hat es den ganzen Tag und es soll erst ab 21:00 Uhr aufhören.
17.6. Jedburgh – York
Geschockt wache ich in Jedburgh auf – kein Regen der auf die Zelthaut trommelt. Bin ich in einem Paralleluniversum?? Ein vorsichtiger Blick nach draußen – ich bin noch da wo ich gestern angekommen bin 🤪.Die Gunst der Stunde nutzend packe ich alles zusammen und gehe dann einen Kaffee trinken. Danach erwachen die 2 Zylinder der AfricaTwin zum Leben und es geht südwärts, Richtung schottische Grenze. 7 x war ich nun schon hier, im Land der Skoten und Pikten es ist mir, wie UK generell, eine zweite Motorradheimat geworden. An der Carter Bar, dem Parkplatz mit den berühmten Grenzsteinen, halte ich nochmal an überlege wann ich wohl das nächste Mal die Gelegenheit bekomme hierher zu reisen. 2018 war ich, zusammen mit 2 meiner Kinder das letzte Mal hier, 6 Jahre liegen zwischen den Besuchen. In 2 Jahren werde ich 60 Jahre alt sein und da macht man sich schonmal Gedanken. Aber heute geht es erstmal Richtung York, da verspricht die Wettervoehersage annehmbare Bedingungen und die Yorkshire Dales und der North York Moore Nationalpark liegen direkt vor der Tür.
18.6. Trödeltag North York Moore
Letzter Tag in UK. Ich bin südlich von York auf einem rustikalen FarmCampingplatz.
Den Tag heute „vertrödele“ ich. Es geht entspannt durch den North York Moore Nationalpark Richtung Whitby. Das ist eine touristisch erschlossene Hafenstadt im Zeichen von James Cook. Er hat hier seine seemännischen Grundkenntnisse erworben bevor er sich bei der Royal Navy bewarb. Der Rest ist Geschichte. Danach fahre ich ein paar Meilen Richtung Süden und besuche die Robin Hood Bay. Mit Blick auf die Bucht genieße ich vorzügliche Fish & Chips.
Danach geht es zurück zum Campingplatz und ich trinke ein asiatisches Bier, welches ich vorher noch nie getrunken habe.
19.6. Rückfahrt von Hull nach Rotterdam
Letzter Tag in UK. Gemütlich Tee gekocht, gewartet bis das Zelt so gut wie trocken war und dann in Ruhe alles eingepackt. Ich mag diese faltbaren Kochgeschirre und den Teekessel sehr. Sie haben den Test für die Nordkapp Tour im August bestanden. Ich tanke nochmal voll und pilgere Richtung Hull. Das Wetter ist klasse und am Check In kommen nach und nach Biker an, darunter 2 Beiwagengespanne. Ein Wohnmobil hat einen Ford Capri V6/3l Rennwagen auf einem Trailer, 230 PS bei 900 kg Gewicht. Insgesamt hatte ich, bei 11 Tourentagen in UK, nur 2 1/2 Tage Regen. In Deutschland war das Wetter schlechter.